Die Energiewende und der Strompreis – ein Fazit

In den vergangenen Tagen wurden gleich mehrere Studien und Prognosen zur Entwicklung des Strompreises in Verbindung mit der Energiewende veröffentlicht. Diese haben zu vielen Diskussionen, Fragen und Befürchtungen geführt, die teilweise nicht unterschiedlicher sein könnten. Wir haben einmal die verschiedenen Thesen gesammelt und versuchen einen Überblick zu erreichen.

Allgemeine Prognose: Die Strompreise steigen weiter

Summe aus Großhandelsstrompreis und EEG-Umlage 2010-2017Quelle: www.greenpeace.de

Betrachtet man die verschiedenen Ansätze der laufenden Diskussionen zum Strompreis, dann ist eine Botschaft klar überall zu sehen: Er wird im kommenden Jahr weiter steigen. Die Schuld wird hier der EEG-Umlage und damit der Energiewende gegeben. Ein Konzept von Greenpeace zeigt allerdings auch, dass dies nicht zwangsläufig so sein müsste, da die erneuerbaren Energien im Vergleich deutliche Einsparungen bringen werden. Aussage hier: der Strompreis könnte sinken, wenn die Einsparungen in der Stromproduktion an den Endkunden weiter gegeben würden.

Grundlage für das Greenpeace-Konzept ist die aktuelle Studie des Ökoinstituts, welche sich mit der Entwicklung des Strompreises und insbesondere der EEG-Umlage für 2014 beschäftigt. Hier wurden verschiedene Ursachen für einen zu erwartenden Anstieg der EEG-Umlage identifiziert:

  • Die Industrie hat bereits zahlreiche Privilegien im EEG und soll noch weitere erhalten.
  • Die Strompreise sind an der Börse gesunken (sogenannter Merit-Order-Effekt).
  • Die Preise für CO2-Zertifikate sind gesunken.
  • Die Erneuerbaren Energien werden bei der Stromsteuer zu stark bedacht.
  • Einführung der sogenannten Marktprämie

Auch wenn die Studie “lediglich” von einem Anstieg der Umlage auf 6,1 Cent/kWh ausging, so rechnet man inzwischen sogar mit einem Anstieg auf bis zu 7 Cent/kWh. Wir haben die Studie einmal genauer betrachtet. Der Ausgangspunkt ist klar: Schon in den vergangenen Jahren ist die EEG-Umlage als Bestandteil des Strompreises massiv angewachsen. Von anfänglich 2,05 Cent/kWh im Jahr 2010 sind wir nur drei Jahre später bei 5,28 Cent/kWh angelangt. Im Vergleich mit dem von Endkunden zu zahlenden Strompreses sind dies immerhin 18% der Kosten für eine Kilowattstunde. Ausgehend von den bereits genannten Ursachen hat das Ökoinstitut eine Prognose für das kommende Jahr aber auch für die darauffolgenden Jahre abgegeben. Darin ist ersichtlich, dass die EEG-Umlage auch in den Folgejahren weiter leicht ansteigen wird.

Ist der Anstieg des Strompreises realistisch?

Lautet die Frage, ob der Strompreis tatsächlich steigen wird, dann ist die Antwort wohl ja. Aktuell wird er viel diskutiert, ob wegen des anstehenden Wahlkampfes oder nicht, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Fakt ist lediglich, dass die vielen verschiedenen Ansichten und vermeindlichen Fakten zu Verwirrung beim Endverbraucher führen.

Neben der Studie bzw. der Prognose zum zu erwartenden Anstieg der EEG-Umlage werden auch erste Stimmen laut, dass der Strompreis eigentlich sinken müsste. Greenpeace geht im veröffentlichten Konzept gar soweit, dass verschiedene Handlungsempfehlungen gegeben werden, um eine weitere Erhöhung der EEG-Umlage zu vermeiden. Insbesondere die Begünstigung der Industrie im Erneuerbare Energien Gesetz ist hierbei ein großer Angelpunkt, der als hoher Kostenfaktor gesehen wird. Die Einsparungen der Industrie werden auf den Endverbraucher umgelegt, der so eine Strompreiserhöhung unter dem Deckmantel der Erhöhung der EEG-Umlage zu erwarten hat. Auch steuerlich sollte der Strom aus erneuerbaren Energien nochmal betrachtet werden. Schon in der Vergangenheit wurde über eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Stromquellen in der Steuer nachgedacht. Bisher konnte diese aufgrund des schwierigen Nachweises der Stromherkunft allerdings nicht durchgesetzt werden. Eingeführt wurde der vergleichsweise hohe Steuersatz von 2,05 Cent/kWh bereits 1999 um das Bewusstsein für Umwelt und die knappen Ressourcen zu verbessern.

Letzteres ist heute bei mehr Endverbrauchern angekommen denn je. Die Energiewende hat begonnen und nicht nur Konzerne setzen langsam auf Strom aus erneuerbare Energien, auch immer mehr Endverbraucher beginnen mit der Eigenproduktion von Strom über PV-Anlagen und andere Konzepte. Der Steuersatz für ein besseres Umweltbewusstsein wirkt hier fast wie eine Farce – der Greenpeace Ansatz dies zu überdenken ist entsprechend verständlich.

öffentliche Diskussion

Die aktuell in den Medien geführte Diskussion über die Prognosen sowie Vorschläge zur Kostenüberdenkung hat verschiedener Standpunkte und Meinungen hervorgebracht. Einige davon haben wir einmal herausgesucht:

“Bei der Ausgestaltung der Energiewende bleibt das Wettbewerbsprinzip bislang unberücksichtigt. Die Folgen sind unmittelbar ablesbar an einer Fehlsteuerung von Ressourchen sowie einem anhaltenden Kostenanstieg, der sowohl die deutsche Wirtschaft als auch die privaten Haushalte zu überfordern droht.”

Zitat: Kartellamt im Hinblick auf die Energiewende

Der Grund der steigenden EEG-Umlage liegt im stegenden Zubau von Solar- und Windanlagen. “Viele Verbraucher wollen sich jetzt noch die bestehende Förderung sichern, weil sie mit einer spürbaren Kürzung nach der Bundestagswahl rechnen.”

Zitat: Stephan Kohler (Deutsche Energieagentur) gegenüber der “Bild”-Zeitung

“Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Energieversorger gesunkene Börsenpreise an die Haushalte weitergeben. Dann braucht in den nächsten Jahren niemand steigende Preise zu fürchten.”

Zitat: Dr. Felix Matthes vom Öko-Institut

Diese Aussagen zeigen die unterschiedlichen Standpunkte und könnten durch verschiedene Aussagen seitens der Politik noch weiter untermauert werden. Am lautesten sind aktuell jedoch die Stimmen in Politik und Wirtschaft, die den erneuerbaren Energien die Schuld am steigenden Strompreis geben. Die Fakten scheinen dies auf den ersten Blick zu untermauern, wer genauer hinsieht merkt jedoch, dass die erneuerbaren Energien ganz im Gegenteil zur geläufigen Annahme allerdings Kosten einsparen. Diese Einsparungen werden nicht weitergegeben und der Zuwachs an Anlagen zur Nutzung von erneuerbaren Energien seitens der Endverbraucher nimmt weiter zu.

Die Optimierung des Eigenverbrauchs wurde damit genauso zu einem wichtigen Thema wie die kontinuierliche Verbesserung der verschiedensten PV-Module. Was bisher anscheinend kaum Beachtung findet: Durch die steigende Eigenproduktion der Endverbraucher sind Energiekonzerne gezwungen immer größere Strommengen von diesen abzunehmen, was zu einem Überangebot an Energie und einem damit sinkenden Börsenpreis für Strom führt. Im EEG ist allerdings verankert, dass die Konzerne die Differenz zwischen der im Gesetz angegebenen, fixen Vergütung und dem tatsächlichen Börsenpreis aus einem Fond erstattet bekommen. Dieser Fond wird über die EEG-Umlage gespeist, wird mehr entnommen muss entsprechend auch mehr aufgefüllt werden. Damit steigt im Umkehrschluss die EEG-Umlage.

So gesehen ist die Suche nach der Ursache in den Erneuerbaren Energien grundsätzlich korrekt. Dies liegt zu großen Teilen an der starren Anlage des Erneuerbare-Energiengesetz, welches ausgehend von den aktuellen Entwicklungen einer dringende Überarbeitung bedarf. Gleichzeitig ist es notwendig die Privilegien der Industrie im EEG nochmals zu überdenken. Viele der energieintesiven Betriebe in Deutschland sind von der Umlage in weiten Teilen ausgenommen. Die fehlenden Einnahmen hier werden ebenfalls auf die EEG-Umlage umgeschlagen.

EEG-Reform unausweichlich!

Die EEG-Reform erscheint bei Betrachtung der genannten Fakten unausweichlich. Schon im Februar gab es hierzu einen ersten Vorstoß seitens der Politik unter dem gern genutzten Begriff der “Strompreisbremse”. Die im ersten Vorschlag präsentierten Anpassungen stießen allerdings kaum auf Zustimmung, da sie erneut die Kernprobleme des EEG weitestgehend unangetastet ließen. Es bleibt bisher abzuwarten, wie die Reform weiter vonstatten geht bzw. ob entscheidende Verbesserungen erzielt werden. Sicher scheint nur eines: vor dem Wahlkampf passiert nichts mehr und auch eine Verbesserung vor der Strompreis Erhöhung Ende diesen Jahres ist eher nicht zu erwarten.

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